Zeit für etwas Erbauliches Lyrics & Tabs by Janus

Zeit für etwas Erbauliches

guitar chords lyrics

Janus

Album : Nachtmahr deutsch PlayStop

Zeit, ist etwas erbauliches.
Ich möchte dir eine kleine Geschichte erzählen.
Eine „guten Morgen“ Geschichte,

schließlich wirst du bald aufwachen und ich möchte dir,
wie immer, etwas mitgeben worüber du nachdenken kannst.
In den Momenten wenn der Tag inne hält.
Die Geschichte handelt von einem Mann mittleren Alters,
ich müsste lügen wollte ich behaupten er hätte keinerlei Ähnlichkeit mit dir.
Dieser Mann also beschloss sein Leben zu ändern,
er wollte alles hinter sich lassen um woanders neu anzufangen.
Doch als er sein Bündel schnürte und aufbrechen wollte,
traten „Sie“ dicht gedrängt hinter Ihn, in Reih' und Glied,
Schulter an Schulter, geduldig und schweigsam.
So stand sie da, eine unbezwingbare Phalanx,
die ganze Heerschar seiner Gedanken.

Schulter an Schulter, geduldig und schweigsam.
So stand sie da, eine unbezwingbare Phalanx,
die ganze Heerschar seiner Gedanken.
Wie mächtige Säulen ragten die grundlegenden Ideen und Vorstellungen
in Ihren schweren Rüstungen heraus aus der Masse der kleineren Gedanken und Meinungen,
die einander alle ähnelten, mit Ihren viel zu großen Schildern und langstieligen Lanzen.
Sie alle blickten erwartungsvoll zu Ihrem Schöpfer hinüber,
der sprachlos dastand, mit erschlafftem Gesicht und offenem Mund
und der nicht glauben wollte das er Sie alle gedacht hatte,
irgendwann einmal.
Jetzt, da er Sie alle vollzählig sah, befremdete Ihn die Vorstellung,
so viele waren es und so austauschbar wirkten Sie in Ihrer Masse.
Einige immerhin kamen Ihm entfernt bekannt vor,
aber an die Mehrzahl konnte er sich beim besten Willen nicht entsinnen,
so erbärmlich, so lachhaft erschienen Sie Ihm in Ihrer kriegerischen Montur.
„Was – wollt – Ihr?“
Brachte er drei Worte zustande.
Da rief irgendein Hochgewachsener,
die meisten anderen um einen ganzen Kopf überragender Gedanke:
„Keine Angst, wir haben das Glück erfunden!“
und er blinzelte dabei.
„Wie kannst du es wagen!“
Rief der Mann mit lauter Stimme,
denn seine Verwirrung war in Wur umgeschlagen.
Die Gedanken aber, ließen sich nicht beirren.
Diese Ihm treu ergebenen Legionen,
in beneidenswerter Einfalt fragten Sie Ihn:
„Was befehlt Ihr uns heute, Herr?“
und da er auf Ihre Frage nicht antwortete,
sondern die Augen schloss und die Hände zu Fäusten ballte,
fühlten Sie sich ermutigt, Ihrem Schöpfer Vorschläge zu machen.
Sie schnatterten wild durcheinander, wedelten mit den Armen
und fielen sich gegenseitig ins Wort wie kleine Kinder.
Da sprang der Mann auf und schrie aus Leibeskräften:
„Fort mit euch!
Wie konnte ich solcher Beschränktheit jemals Leben einhauchen?!
Ich muss toll gewesen sein!
Verschwindet, Ihr gehört nicht zu mir!“
Die verbitterten, danklosen Worte waren zu viel für die treuen Diener.
Wie geprügelte Hunde wandten Sie sich ab
und verbargen sich beschämt im hintersten Winkel seines kantigen Denkens,
an einem Ort, an dem er Sie unmöglich aufspüren konnte.
„Allein. Endlich Allein...“
Dachte der Mann, doch er hatte Ihre engelsgleiche Einfalt unterschätzt.
Schon am folgendem Tage wurde sein Schlaf vom morgendlichen Gejammer
einiger kindlicher Gedanken jäh unterbrochen.
Die kleinen Quälgeister hatten es nicht lange ausgehalten in der schattigen Schwärze.
Sie flatterten aufgeregt um Ihn herum,
so gut es die kleinen Flügel zuließen.
Noch während der Mann mit unbeschreiblicher Wut nach den Putten schlug,
trat das ganze Heer der Gedanken scheppernd aus dem Verborgenen heraus
und fragte mit dem Ihm eigenen Stumpfsinn:
„Was befehlt Ihr uns heute, Herr?“
Da steigerte sich seine Wut zu einem Tobsuchtsanfall,
er fluchte, er weinte, er leugnete und er lästerte
bis Sie sich unverrichteter Dinge dort hin schlichen von wo Sie gerade gekommen waren.
Es ist wohl überflüssig zu erwähnen
das am nächsten Tag und auch an den darauf folgenden,
allmorgendlich das müßige:
„Was befehlt Ihr uns heute, Herr?“
erschallte und Ihn rasend machte, bis hin zur totalen Entkräftung.
Er wanderte Nachts oft an entlegende Orte,
wo er sich in seiner Verzweiflung zu verstecken suchte.
Aber ganz gleich wo er sich aufhielt
und wie leise der Atem Ihm dort ging,
bei Anbruch des Tages traten stets die Gedanken von hinten an Ihn heran
und bald schon war er nichteinmal mehr überrascht
Sie so plötzlich in seiner Nähe zu wissen.
Unser Mann hatte zu diesem Zeitpunkt kaum mehr menschliches an sich.
Irgendetwas war in seinen Kopf geschlüpft,
infolgedessen er seinen Leib vollständig aufgab.
Früher hatte er einmal dunkles, volles Haar gehabt.
Jetzt war es entweder ausgefallen
oder es rangte sich, einem verwunschenem Dornengestrüb gleich,
um seinen Schädel, der sich gefährlich weit nach vorne neigte.
Die Augen waren zurückgewichen in tiefe, dunkle Höhlen,
als wollten Sie sich vor zu viel Licht schützen
und die Pupillen ragten daraus hervor wie irrlichternde Gespenster.
Am schlimmsten jedoch war, das er niemals still stand.
Er war unablässig in Bewegung, hüpfte auf und ab,
von einem Bein auf's andere.
Dabei verbog er seinen Oberkörper in alle Richtungen
und warf die Gliedmaßen weit von sich.
Man hatte den Eindruck er führe einen verrückten Tanz auf,
zu Musik die allein er hören konnte.
Im übrigen war er sich der Lächerlichkeit seiner Gebaren in irgendeiner Weise bewusst,
denn seine Lippen bogen sich unter der Gewalt eines nervösen Gelächters
wie überlastete Stützbalken
und immer wenn der Mund dabei die Zähne entblößte,
hatte man Angst sie könnten herausfallen,
so unsicher kauerten sie auf ihren Plätzen.
Wenn man allerdings die Umstände bedachte,
in denen er zu leben verdammt war,
konnte einem sein Zustand kaum verwundern.
Schließlich verging kein einziger Tag ohne diese grotesken Apelle.
Letztendlich versuchte er nichteinmal mehr davonzulaufen,
er wartete nur noch auf Ihr Erscheinen
um die ewig gleiche Frage mit Schweigen oder Gelächter zu quittieren.
Nachts kroch er dann auf allen Vieren umher,
er wollte Ihr Versteck finden und sie ausräuchern,
während Sie schliefen.
Doch er fand Sie nicht!
Wäre er aufrichtig zu sich gewesen,
so hätte er sich eingestanden dass er garnicht ernsthaft nach Ihnen suchte.
Er strich einfach nur so umher,
aus Überdruss.
Die Wut und die ständige Tobsucht des Mannes
hatten sonderbare Besucher angelockt.
Gedanken waren auch Sie aber nur wenige an der Zahl.
Sie waren hasserfüllt und alt, viel älter als der Mann selbst.
An Macht und Grausamkeit überragten Sie jeden Menschen,
Sie waren Gebirge die mit Lust dem Himmel Wunden rissen
und dennoch hatte er keine Angst vor Ihnen.
Aus irgendeiner unergründlichen Bosheit heraus
waren Sie für eine Zeit bei Ihm eingekehrt
und Sie waren Ihm willkommene Gäste.
Er konnte Sie nicht sehen aber Sie gaben Ihm beständig Zeichen aus dem Dunkel,
Ihr kaltes, monotones Flüstern
kroch wie der Vorbote eines drohenden Unheils in sein Ohr.
Seltsame Laute, die er nicht verstand,
ein fremdartiges glucksen und schnarren,
das sich hin und wieder zu Wortfetzen verdichtete.
Wortfetzen die sich in einer der Nächte plötzlich zu einer Botschaft zusammenfügten,
zu einemWeg den er beschreiten konnte
und der Ihm letztlich zu einer geheimen Zuflucht in einer Höhle führte.
Hier hatte Sie sich also versteckt,
die Heerscharen der Gedanken.
Endlich hatte er Sie gefunden.
Der einzige Zugang wurde daraufhin von dem Mann,
der unermüdlich Steine und Geröll heranschleppte,
in hastiger Arbeit für immer verschlossen.
Am nächsten Morgen verschwanden die Stimmen in seinem Kopf,
ebenso plötzlich wie Sie gekommen waren.
Einige Zeit lang hielt er die eingeschlossene Armee bei Wasser und Brot,
doch Ihre Hilferufe mehrten sich.
Sie konnten nicht begreifen weshalb der Mann Ihnen dieses grausame Schicksal zugeteilt hatte,
Sie riefen seinen Namen, flehten Ihn an er möge Sie verschonen.
Ihr quälendes Gejammer dachte nicht daran zu ersterben
und es war noch unerträglicher als die allmorgendlichen Apelle,
so dass er sich grimmig dazu entschloss, Sie auszuhungern.
Nach zehn Nächten, war nur noch wahnsinniges brüllen zu hören.
Nach zehn weiteren drang kein einziger Laut mehr aus der Höhle.
„Allein...“
Sagte der Mann zu sich selbst
und er hatte zum ersten Mal recht damit.
Sein sehnlichster Wunsch war in Erfüllung gegangen.
Doch wie so oft sind die Träume von gestern nur die Albträume von Morgen.
Es dauerte wenige Tage, bis unser Mann das erste mal
verstohlen zurück zu jener Höhle schlich,
um zu wiederrufen.
Er kauerte am Eingang nieder,
legte den Kopf vorsichtig an die kalten Steine
und lauschte angestrengt.
War da nicht irgendwo ein leises Wimmern zu vernehmen?
„Hört her, meine treuen Diener.“
Flüsterte er.
„Ich habe euch etwas zu befehlen, heute“
Das Wimmern wurde leiser,
vielleicht war es ja doch nur der Wind.
„Warum antwortet Ihr nicht?“
Weinte er.
„Soll ich verflucht sein?
Ein Namenloser, dessen wundgelaufener Kopf heute nach Hause stolpern würde,
hätte er es gestern nicht verlernt?
Soll ich mich in den Staub werfen vor euch?
Ist es das was Ihr wollt?
Antwortet!
Warum antwortet Ihr nicht?“
So, genug für heute.
Es ist an der Zeit aufzuwachen,
hab' ich zu viel geredet?
Du siehst ziemlich angeschlagen aus.
Warscheinlich bedarf es diesmal mehr als die üblichen Tageslügen,
um darüber hinweg zu kommen.
Warte. Du brauchst so etwas wie metaphysischen Beistand,
wie wäre es mit beten?
Ich wette ein Gebet ist genau das Richtige jetzt.
Lass uns gemeinsam die Hände falten und sprich mir nach.
Wort für Wort.

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